Das gemeine Spiel mit dem Wohnraum
Zum Jahresbeginn 2019 erlebten viele Mieterinnen und Mieter lokal, regional und bundesweit eine böse Überraschung. Beim Blick in den Briefkasten fanden sich vielerorts Bekanntgaben von spürbaren Mieterhöhungen, steigenden Nebenkosten und auslaufenden Mietpreisbindungen. Nebenher wurden durch manche Wohnbaugesellschaften neue Dienstleister vorgestellt.
Während die Spielräume für Mieterhöhungen durch manche dieser Gesellschaften, Eigentümer oder andere bis an das Maximum ausgereizt wurden, fielen bei winterlichen Temperaturen die Heizanlagen verschiedener Gesellschaften blockweise aus. Das warme Wasser war plötzlich kalt und Aufzüge in Hochhäusern versagten, während in maroden Treppenhäusern stetig der Putz von den Wänden bröckelt.
Wenn es wieder wärmer wird, so verspricht manche Gesellschaft, dann wird modernisiert. Natürlich nicht die Heizanlagen oder Aufzüge. Nein, die neuen Fenster mit zweifacher Verglasung aus dem vorletzten Jahr werden heraus gerissen, um sie durch dreifach verglaste Fenster zu ersetzen. Und natürlich wird dies eine weitere Mieterhöhung zur Folge haben, wenn der Einbau fertig ist.
Bald werden auch die neuen Gärtner kommen, welche von Wohnbaugesellschaften verstärkt im Rahmen von Verträgen als eine Art Subunternehmen eingesetzt werden. Aus Kosten für die Gesellschaft wird plötzlich ein Produkt, das man den Kunden bzw. Mieterinnen und Mietern mit einem satten Aufschlag „weiterverkauft“ und zusätzlich Marge erzielt.
Und nicht nur die Gärtner. Vieles muss gemacht werden, womit sich zusätzlich Geld verdienen lässt. Der Verhältnis zwischen den Vertragsparteien erinnert immer mehr an das Prinzip der Cash-cow, wobei in diesem Beispiel der Mieter die Kuh ist. Tatsächlich sieht so manches lange nicht mehr renovierte Treppenhaus heute aus – eher nach einem Stall denn nach einem Wohnhaus. Das muss sich ändern!
DIE LINKE kämpft für faire Mieten und Mietbedingungen. Wir stehen für sozialen Wohnungsbau, für kommunalen Wohnungsbau und Genossenschaften mit Weitblick und Sinn für ein miteinander. Dafür werden wir auch in Zukunft streiten, denn anhand von Beispielen wie der Stadt Wien in Österreich ist belegbar, wie fair das Verhältnis zwischen Mietenden und Vermietenden gestaltet werden kann.
Frank Ramson mit einem Kommentar aus der Reihe „Immer wieder sonntags“ zum Wohnungsbau, 24.02.19.