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Wer welche Rechnung zahlt

Das Thema Fridays For Future haben wir bereits einige Male aufgegriffen und dennoch bleibt es eines, das stets neu polarisiert. Was wir hier erleben, zeigt einen großen, sehr interessanten Unterschied zwischen Einzel-Demos und einer funktionierenden Bewegung.

Wo bei anderen Themen die Dynamik nach einigen Wochen verflogen ist, bleibt der Protest von Greta Thunberg und ihrer Schar der Klima-Aktiven brennend aktuell. Das ist mehr als ein Beleg, wie ernst es den Protestierenden ist und wie sehr bei der Thematik Abhilfe zu schaffen ist.

Kein Hauch von Zurückweichen von den Motiven, kein Wimpernzucken bei Androhungen von Sanktionen von Aktiven aus der Politik, den Schulen, der Wirtschaft. Der Wirtschaft? Oh ja, denn wer wäre betroffener, wenn aus dem Protest ein wirkliches Handeln erwächst, das Veränderungen schafft.

Unter dem Strich hat die Betrachterin oder der Betrachter dieses Protests oder Konflikts zwei deutlich zu unterscheidende Lager ausgemacht, deren Standpunkte unterschiedlicher kaum sein könnten. Diese Erklärung, die nun folgt, mag sehr schlicht ausfallen. Doch manchmal sind die Dinge halt einfach, bis ein Antagonist um die Ecke kommt und Deutungshoheit einfordert.

Auf der einen Seite haben wir es mit einem konservativen Gedankengut zu tun, wo mehr Wert auf Beständigkeit und Profitwachstum gelegt wird als auf wissenschaftliche Prognosen, zu welchem Preis die Beständigkeit und der Profit generiert werden.

Dabei reicht der Blick des Adlerauges vom eigenen Haus, Auto und Boot hinüber zu dem, was man kennt. Klimawandel, Dürre, Überbelastung der Umwelt – alles Hokuspokus, so lange die geliebten Zahlen stimmen. Schaut man nur auf sich und nicht auf zukünftige Generationen, dann packt selbst ein Grüner Ministerpräsident plötzlich die Sanktionskeule gegen Schülerinnen und Schüler aus.

Man möchte die Sache beerdigen mit einem Abgesang wie „Ihr hattet euren Moment im Scheinwerfer, jetzt seid wieder brav und ruhig und schaut mal schön weg“. Oder ohne Belege auf unbezahlbare Folgen hinweisen, sollte man sich jetzt tatsächlich ernsthaft für das Klima engagieren.

Genau da explodieren der blanke Frust, das pure Entsetzen junger Menschen in den Köpfen und Herzen. Denn was da gesagt wird, bedeutet unter dem Strich, dass die Erträge von heute und die exakte Bewahrung des Wohlstands im Jetzt bedeutsamer sind als die Zukunft des anderen Lagers – unserer Kinder.

Mein Haus, mein Auto, meine Rendite – Wohlwollen für Kinder hat hier offensichtlich keinen Platz. Manch politisch aktive Figur wird sich am Sterbebett entschuldigen müssen, welche Wunden man der Welt geschlagen hat, die die eigenen Kinder nun ausbaden müssen. Auch, wenn es faktisch doch falsch war, wollte man ja nur das ideologisch Richtige tun.

Doch der Absolution der eigenen Kinder sollten sich diese Menschen nicht zu sicher sein. Wer sich hier weigert, die Zukunft der eigenen Kinder zu schützen, wird sich nicht wundern dürfen, am Lebensabend für das eigene Tun mit Schimpf und Schande belegt zu werden.

Denn die Rechnung wird erst am Ende bezahlt.

Ein Kommentar aus der Reihe „Immer wieder sonntags“ von Frank Ramson zu Fridays For Future, 07.04.19.

Ebenfalls heute erschienen: https://www.zeit.de/campus/2019-04/klimaproteste-fridays-for-future-aktivismus-millenials-generation-y-generationenvertrag

Frank Ramson

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