Gedenken für den Frieden – Volkstrauertag 2018
Wir gedenken am Volkstrauertag den Gefallenen, den getöteten Menschen zu Zeiten verschiedener Kriege. Ebenso halten wir inne im Gedanken an Menschen, die von Umständen wie Krieg und Vertreibung genötigt aus ihrer vertrauten Umgebung flüchten und geliebte Orte und Menschen zurücklassen mussten. Wir erschauern oder erstarren sogar für Momente in Anbetracht der Härte und der Widrigkeiten, welche die Betroffenen erleiden mussten. Nachfühlen können es nur jene und jener, die diese Umstände am eigenen Leib erlebt haben. Wir fühlen mit ihnen.
Wir entstammen einem Land der Dichter und Denker. Viel Großes und Beeindruckendes haben die Töchter und Söhne unseres Landes geschaffen, das der Menschheit zu großem Nutzen gereicht. Doch ebenso waren wir in Kriege und Konflikte verwickelt, denen viele traurige Schicksale zuzuschreiben sind. Schicksale, die uns in unserer persönlichen Betroffenheit berühren. Wenn ich auf die Vergangenheit meiner eigenen Familie blicke, ist mir dieses Leid präsent. Beide Großväter starben infolge ihrer Kriegsverletzungen, wenn auch erst viele Jahre nach Ende jenes Krieges.
So hat sicherlich nahezu jede mit ihrer Historie tief in diesem Land verwurzelten Familie eine solche Geschichte zu berichten. Das Erschreckende ist: sie sticht nicht notwendigerweise hervor, denn es gibt so viele dieser Erzählungen über Mütter und Väter, über Töchter und Söhne, die der Unbarmherzigkeit der kriegerischen Gewalt zum Opfer fielen. Wie damals auch in Deutschland, so toben heute offene Konflikte in vielen Gebieten auf unserem Planeten. Uns, den Menschen als universelle Gemeinschaft, ist es noch nicht annähernd gelungen, diese Konflikte grundsätzlich anders zu lösen.
Wir hören von ergreifenden und verstörenden Lebenswegen von Menschen, die aus anderen Ländern zu uns geflüchtet sind. Die Verwundete oder Tote beklagen, ebenso den Verlust ihrer Heimat, die Ermangelung einer lebenswerten Perspektive für sich selbst, für ihre Kinder und Enkelkinder. Sie wären oftmals lieber zuhause geblieben, als sich in eine ungewisse Zukunft in die Fremde aufzumachen, fern von allem Vertrauten und dem, was man sich aufgebaut hatte. Im Sinne dieser Menschen wie auch zugunsten aller Menschen sind entscheidende Veränderungen notwendig.
Mit dem Wissen um die Beschädigungen, die wir dem eigenen Geschlecht, der Menschheit und unserer übergeordneten Heimat, der Erde, zugefügt haben, muss es unser aller Ziel sein, die Kriege zu beenden. Die Gewalt, die Vertreibung, das Sterben in kriegerischen Konflikten zu beenden. Wo der Dialog zwischen Gruppen oder Staaten nicht ausreicht, müssen neue Wege gefunden und Strategien erarbeitet werden, um auf nicht-militärische Art zu Ergebnissen zu kommen. Dazu müssen die Tage der Waffenexporte ebenso enden wie das Festhalten an militärischen Lösungen.
Zugunsten dem Wohl zukünftiger Generationen muss es unser Bestreben sein, unsere Auseinandersetzungen nicht mehr auf dem Schlachtfeld zu führen und dabei das Leid Unbeteiligter hinzunehmen. Da wir heute, am Volkstrauertag, jenen geliebten Menschen gedenken, die durch die Sprache des Krieges umkamen, liegt es an uns ein Zeichen für den Frieden und gegen den Krieg zu setzen. Es liegt an uns, den Volkstrauertag zukünftig nicht nur als Gedenktag mit Blick auf die Vergangenheit zu verstehen. Vielmehr auch als Symbol dafür, zukünftigen Generationen gleich welcher Herkunft das Leid des Krieges zu ersparen.
Ein Kommentar von Frank Ramson zum Volkstrauertag, 18.11.18.