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Demo für eine solidarische Gesellschaft – gegen Rechtsrutsch und Krise!

Die LINKE Kreis Pinneberg war dabei

Die aktuelle Regierung von CDU/CSU und SPD greift Errungenschaften aus gewerkschaftlichen Kämpfen an.
Die Zeit, in der es ein Mindestmaß an materieller und sozialer Absicherung gab geht vorüber.
Auch im Kreis Pinneberg spüren wir das täglich.

Die vielfachen Krisen und eine Gesellschaft, die die Ärmsten der Gesellschaft zu Schuldigen macht und gegeneinander ausspielt, seien es Sozialhilfeempfänger*innen oder geflüchtete Menschen, all das führt auch zu einem Erstarken faschistischer Kräfte.

Gegen diese Entwicklung hat sich am 19. Juli in Elmshorn eine Demonstration mit etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerichtet. Unser Kreisverbandsmitglied Sally, die auch Sprecherin von Linksjugend [’solid] Kreis Pinneberg ist, hat auf dieser Demo eine Rede gehalten, die wir in Ausschnitten zeigen und im Wortlaut dokumentieren:

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Rede von Sally:
„Moin zusammen. Mein Name ist Sally, und ich spreche zu euch für die Linksjugend solid hier im Kreis Pinneberg, dem Jugendverband der Partei die Linke – und ja, mit Anfang 30 zähle ich da offiziell auch noch dazu. Ich stehe aber heute auch hier, weil ich verdammt wütend bin.

Wütend, weil wir jungen Erwachsenen in einer Gesellschaft aufwachsen, die uns permanent Leistung abverlangt – und uns trotzdem keine Sicherheit gibt.
Wütend, weil wir gesagt kriegen: „Reiß dich zusammen, dann wird schon alles.“
Aber wenn wir uns wirklich mal umgucken: Was wird denn?

Wir rackern uns durch Ausbildung, Studium, drei Minijobs und unbezahlte Praktika, und am Ende reicht’s trotzdem nicht für die Miete. Und wer keine reiche Familie hat oder aus dem falschen Viertel kommt, landet direkt in der Spirale aus Schulden, Stress und Selbstzweifeln.

Gleichzeitig steigen die Mieten, die Lebensmittelpreise explodieren, die psychische Belastung ist am Limit – und währenddessen läuft eine rechte Partei durch die Talkshows und erzählt uns, wir sollten weniger über Armut und mehr über Herkunft reden.

Das ist doch komplett irre.

Wir erleben den größten Rechtsruck seit Jahrzehnten – und die Antwort der etablierten Politik ist… was? Ein bisschen Symbolpolitik? Noch mehr Repression gegen die Ärmsten? Abschiebungen in Kriegsgebiete? Und am besten alles in so einem moralischen Ton, damit man sich dabei noch überlegen fühlt?

Nein. So bekämpft man keine Faschisten.

Faschismus entsteht da, wo Menschen keine Perspektive mehr sehen. Wo sie das Gefühl haben, nicht gesehen, nicht gehört, nicht gebraucht zu werden.
Und genau da kommt soziale Gerechtigkeit ins Spiel. Nicht als Charity. Nicht als Mitleid. Sondern als systemische Veränderung.

Denn soziale Gerechtigkeit ist das einzige, was wirklich langfristig gegen rechte Ideologien wirkt. Wenn Menschen abgesichert sind – wenn sie ihre Miete zahlen können, Zugang zu guter Bildung haben, nicht zwischen Burnout und Bürgergeld pendeln – dann sind sie nicht so leicht zu ködern mit Hass und Hetze.

Wir brauchen keine Gesellschaft, in der man sich den Grundrespekt erst verdienen muss. Wir brauchen eine Gesellschaft, in der alle dazugehören – egal woher sie kommen, wie viel sie verdienen oder ob sie gerade können oder nicht.

Und besonders für unsere Generation heißt das: Schluss mit Alibi-Politik.

Wir wollen keine Start-Up-Kultur für die oberen zehn Prozent.
Wir wollen keine Studiengänge, in denen wir uns kaputtlernen, um dann für 14 Euro die Stunde zu schuften.
Wir wollen keine Politiker:innen, die unsere Klimakämpfe belächeln, unsere Mietprobleme ignorieren und sich dann wundern, warum die AfD bei jungen Leuten punktet.

Wir wollen Gerechtigkeit. Und zwar jetzt.

Wir wollen:
– eine echte Ausbildungsvergütung, von der man leben kann.
– einen Mindestlohn, der nicht bei 12 Euro stehenbleibt, während die Inflation durchdreht.
– bezahlbaren Wohnraum, nicht nur für Singles ohne Kinder, sondern auch für Alleinerziehende, für WGs, für queere Lebensentwürfe.
– kostenfreien Zugang zu Therapieplätzen.
– eine Politik, die uns nicht erzählt, wir wären zu sensibel – sondern endlich anfängt, zuzuhören.

Und ganz ehrlich: Wenn man sich diese Liste anschaut, dann merkt man schnell – das sind alles keine utopischen Wünsche. Das ist einfach nur Menschenwürde.

Aber sie wird uns nicht geschenkt.
Wir müssen sie einfordern. Laut. Gemeinsam. Mit aller Kraft.

Denn wer denkt, der Kampf gegen rechts sei in erster Linie eine Frage von Polizei und Verfassungsschutz – der hat nicht verstanden, worum es geht.

Rechte Ideologien fressen sich nicht durch Panzer – sie fressen sich durch Frust.
Sie wachsen da, wo Menschen sich vergessen fühlen.
Und genau da müssen wir ansetzen.

Deshalb stehen wir heute hier. Nicht nur gegen den Rechtsruck – sondern für ein gerechtes Morgen. Für eine Gesellschaft, in der niemand Angst haben muss, weil er arm ist, weil sie trans ist, weil hen aus Syrien kommt oder weil er keinen deutschen Pass hat.
Für eine Gesellschaft, in der unsere Solidarität nicht an den Staatsgrenzen aufhört – und auch nicht an der Volljährigkeit.

Wir lassen uns nicht spalten. Nicht nach Herkunft. Nicht nach Einkommen. Nicht nach Alter.
Denn wir haben mehr gemeinsam, als uns trennt.

Unsere Antwort auf die Krise ist nicht Hass – sondern Hoffnung.
Unsere Antwort auf den Rechtsruck ist nicht Angst – sondern Aktion.
Unsere Antwort auf soziale Ungerechtigkeit ist nicht Resignation – sondern Widerstand.

Lasst uns weiterkämpfen – für eine Gesellschaft, in der alle Platz haben.
Lasst uns laut bleiben – unbequem, ehrlich, solidarisch.
Denn wenn wir leise sind, schreien die Falschen.

Danke euch.“