Trauer um und Nachruf auf engagierten Antifaschisten
Berliner Buchhändler Klaus Baltruschat mit 90 Jahren gestorben
Die Wedeler friedensbewegten Menschen und die Engagierten gegen Rechts trauern um den Berliner Klaus Baltruschat. In Ihrem Nachruf heisst es:
„Wir haben Klaus Baltruschat kennengelernt als einen außerordentlich engagierten Menschen,
der unermüdlich besonders junge Menschen über die Gefahren des Rechtsradikalismus
aufklärte. Er war in Wedel zu Gast auf der Batavia und in Schulklassen, wo er über sein
persönliches Schicksal berichtete. Hintergrund war das Attentat des Neonazis Kai Diesner auf
den Marzahner Buchhändler Klaus Baltruschat am 19. Februar 1997. Diesner schoss aus
nächster Nähe auf sein Opfer, das sich schwer verletzt auf die Straße retten konnte und
überlebte. Sein linker Unterarm musste amputiert werden, auch an der rechten Hand verlor er
einen Finger. Der Attentäter erschoss vier Tage später einen Polizisten und verletzte einen
weiteren schwer. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der er 2016 entlassen wurde.
1997 berichteten die Zeitungen über das Attentat. In praktischer Solidarität schrieben wir
seitens der Friedenswerkstatt Wedel über eine Zeitung an Klaus Baltruschat und boten an, ihn
nach seiner Genesung nach Wedel einzuladen. Erst nach fast einem Jahr meldete sich sein
Frau Käthe bei uns, um uns für die guten Wünsche zu danken. Wir erneuerten unsere
Einladung nach Wedel, die von Klaus und Käthe Baltruschat angenommen wurde und zu einer
langjährigen Freundschaft führte. Das lag an der bewundernswerten Konsequenz, die das
Ehepaar Baltruschat aus dem rechten Attentat zog. Sie machten es sich zur Aufgabe, wo
immer sie die Gelegenheit bekamen, über die rechte Gefahr in Deutschland aufzuklären. In
Schulen und vor interessierten Gruppen berichteten sie und warnten. Und sie gingen noch
weiter: Einen der damals bekannten Rechtsradikalen konnten sie durch ihre überzeugende
Menschlichkeit sogar aus der rechten Szene rauslösen. Darüber hinaus gab es keine Berliner
Demonstration oder Veranstaltung gegen rechts, an der sie nicht teilnahmen. Und der Trainer
Klaus Baltruschat sorgte auch trotz seiner Beeinträchtigungen noch lange Jahre für Erfolge
seiner Handball-Mädchen. Politisch aktiv ist er bis zu seinem Tod geblieben.
Klaus Baltruschat wird uns Vorbild und Ansporn bleiben im Einsatz gegen
Rechtsradikalismus und Neonazis gemäß seiner Warnung:
‚Wenn man die Faschisten gewähren lässt, greifen sie zum Gewehr.‘ „
Foto: Gedenken an Klaus Baltruschat in Berlin Alt Marzahn. © Gabriele Senft am 27.07.2025
